- Weltkrieg, Erster: Friedensresolution des Reichstages
- Weltkrieg, Erster: Friedensresolution des ReichstagesSchon am 12. Dezember 1916 hatte Deutschland zusammen mit seinen Verbündeten über die USA der Entente ein Friedensangebot gemacht und den Gegnern Verhandlungen angeboten. Konkrete Bedingungen enthielt die deutsche Note nicht; sie wurde von den Ententemächten abgelehnt. Die Ende 1916 aufgenommenen Vermittlungsbemühungen des amerikanischen Präsidenten Wilson scheiterten im Januar 1917 an den überzogenen Kriegszielen beider Seiten. Die Wiederaufnahme des unbeschränkten U-Boot-Krieges am 1. Februar 1917 führte zum Kriegseintritt der USA. In Deutschland war inzwischen der Burgfrieden zerbrochen und wieder Bewegung in die Parteienlandschaft gekommen. Von der SPD (siehe auch Sozialdemokratie: Entstehung und Entwicklung im 19. Jahrhundert) hatte sich der linke Flügel der Partei als Unabhängige Sozialdemokratische Partei (USPD) abgespalten; sie forderte die sofortige Beendigung des Krieges und verweigerte neue Kriegskredite. Im Reichstag bildete sich eine neue parlamentarische Mehrheit aus Zentrum (siehe auch Zentrumspartei: Entstehung und Entwicklung im 19. Jahrhundert), Fortschrittspartei und SPD, von der die Friedensfrage energisch aufgegriffen wurde, als neue Kriegskredite bewilligt werden sollten. Kopf dieser Koalition war der Führer der Zentrumsfraktion, Matthias Erzberger, der ursprünglich Anhänger eines ungebremsten Annexionismus gewesen war und nun die Wiederaufnahme des unbeschränkten U-Boot-Krieges kritisierte, nachdem er erkannt hatte, dass der U-Boot-Krieg wirkungslos sei und Deutschland sich um einen Verständigungsfrieden bemühen müsse. Mit der Friedensresolution des Reichstages vom 19. Juli 1917, die von einem Frieden der Verständigung und Versöhnung ausging, schaltete sich das deutsche Parlament in die Diskussion um die Kriegsziele und eine Beendigung des Krieges ein. Kurze Zeit nach der Veröffentlichung der Friedensresolution bot sich Papst Benedikt XV. den Krieg führenden Parteien als Vermittler an. Die päpstliche Vermittlungsaktion kam jedoch nicht in Gang, da die Ententemächte die deutsche Reaktion auf das Angebot für unbefriedigend befanden. Gegen die Friedensresolution der Reichstagsmehrheit sammelten sich die Gegner des Verständigungsfriedens in der »Vaterlandspartei« unter der Leitung des Großadmirals Tirpitz und des ostpreußischen Generallandschaftsdirektors Kapp, der später in der Weimarer Republik dem ersten rechtsradikalen Putsch (Kapp-Putsch) seinen Namen gab. Sie wurden unterstützt von der Obersten Heeresleitung und der Industrie. Die Friedensresolution war der erste Schritt auf dem Wege zu einer Parlamentarisierung.
Universal-Lexikon. 2012.